Bürgerbusverein auf Erfolgstour

Erschienen im nft am 24.01.2015

Noch vor  einem halben Jahr hat kaum jemand geahnt, dass der Ladelunder Bürgerbus derart erfolgreich sein wird. Das Projekt läuft, der Bus rollt. Knapp 5000 Südtonderaner nutzten bereits das Angebot, sodass nun  sogar ein Zweitbus angeschafft werden konnte, der in wenigen Wochen als Zubringer für die Nachbargemeinden dienen und am Vormittag künftig auch eine Route nach Süderlügum aufbauen soll. Aktuell besteht kein Linienverkehr zwischen  Ladelund und dem Grenzort, in den viele Bürger jedoch zum Arztbesuch kommen. Auch soll der Zweitbus nachmittags auf der Lecker Route eingesetzt werden, um den großen Bedarf zu decken.  „Denn wenn man an eine Haltestelle kommt und dort stehen 16 Leute, dann hat man  mit nur einem Acht-Sitzer-Bus definitiv ein Problem“, fasst Initiatorin Heike Prechel, die sich als Vereinsvorsitzende weiterhin mit viel Einsatz  für den Bürgerbus engagiert, zusammen.

Jetzt, wo der Fahrbetrieb reibungslos läuft, sind es zunehmend   auch  repräsentative Termine, die von Heike Prechel und ihrem   Team erledigt werden müssen. Denn inzwischen wird auch die überregionale  Presse auf den  Erfolg der Linie 1012a  aufmerksam. Radiomoderatoren, Fotografen  und Fernsehteams reisten bereits an, um über den Bus der 1400-Seelen-Gemeinde zu berichten. Heike Prechel hält  Vorträge, ist mit anderen Kommunen, die ein ähnliches Nahverkehrsangebot umsetzen wollen, im  Gespräch.

Netzwerke sollen nun helfen, die Arbeit leichter zu machen.  So hat sich jüngst der Ladelunder Bürgerbusverein mit den bereits bestehenden Bürgerbussen Fehmarn, Malente und dem in der Planung befindlichen Bürgerbus  Meldorf zu einer Interessengemeinschaft zusammengetan. Entstanden ist die  Arbeitsgemeinschaft „Pro Bürgerbus Schleswig-Holstein“  mit Sitz in Meldorf, die die Öffentlichkeit auf die ehrenamtlichen Bürgerbusse als Ergänzung zu den vorhandenen ÖPNV-Angeboten  aufmerksam machen will.

Mit Erfolg, denn erst gestern wurde im  Landtag unter „Top 17“ der Antrag der Piratenfraktion  „Bürgerbusse verlässlich fördern – Verkehrliche Grundversorgung in der Fläche gewährleisten“ beraten und dann   an den Wirtschaftsausschuss verwiesen.  „Wir wollen den Ausschuss nun einladen, sich  vor Ort über unseren Bürgerbus zu informieren“, sagt Heike Prechel.  Die Ladelunderin wünscht sich  mehr Förderung durch das Land. „Eine Gemeinde, die beispielsweise in Nordrhein-Westfalen einen Bürgerbusverein gründen will, bekommt einen Leitfaden in die Hand und nach rund neun Monaten einen Bus. Wir brauchten zwei Jahre dafür, weil erst etliche Hürden genommen werden mussten.“ Die Arbeitsgemeinschaft „Pro Bürgerbus Schleswig-Holstein“ fordert daher einen Ansprechpartner auf Landesebene und weniger Bürokratie.

Auch eine  verbindliche  finanzielle Unterstützung  durch das Land  für den Kauf und den Betrieb der  Busse sowie eine  jährliche Bezuschussung  anstehender Kosten sollen erreicht werden. „Aber wichtig ist uns dabei, dass wir bei allen Entscheidungen mitreden können“, betont Heike Prechel. Bürgerbusse würden nur Dank der vielen Ehrenamtlichen funktionieren.  „Und die wollen auch gehört werden. Sonst wird etwas entschieden, was vielleicht gar nicht zu uns passt.“ Auf Fehmarn beispielsweise werde das Bürgerbus-Angebot auch von Touristen genutzt, rund um Ladelund hingegen eher von Kindern und Dorfbewohnern ohne Auto. „Auf solche regionalen Unterschiede muss bei der Planung Rücksicht genommen werden“.  Wenn der ländliche Raum mobiler werden soll,  „dann geht das nur in einem Zusammenspiel zwischen öffentlicher Förderung und ehrenamtlichem Engagement“, ist sich Heike Prechel sicher.